Da staunte das W-Seminar „Medizinische Wirkstoffe“ nicht schlecht, als Prof. Dr. Janosch Hildebrand Einblicke in die neuesten Möglichkeiten der Krebstherapie gab. Einige der neuen Therapieformen klingen wirklich, als kämen sie direkt aus einem Science-Fiction-Film.
Prof. Dr. Hildebrand ist in der Krebsforschung aktiv. Er lebt in Hamburg und berät die Pharmaindustrie. Als Professor ist er an der Hochschule Coburg tätig und arbeitet dort mit Studenten im Studiengang Bioanalytik. Er ist also viel unterwegs, hat sich aber für das CG gerne Zeit genommen.
In seinem sehr leidenschaftlichen Vortrag ging es erst um die Häufigkeit von Krebs allgemein und der verschiedenen Krebsarten. Aufgrund der heutigen Lebenserwartung steigt die Anzahl an Krebspatienten stetig an. Erschreckend sind die Zahlen vor allem in Hinblick auf die teilweise schlechten Überlebenschancen der Patienten. Das ist Grund genug, dass in der Krebsforschung viel getan werden muss!
Um Krebs aber wirklich behandeln zu können, muss man diese Krankheit richtig verstanden haben und wissen, wie Krebs genau entsteht und welches „Eigenleben“ er führt. Darüber haben die Schülerinnen und Schüler sehr viel erfahren.
Das Kernstück des Vortrages waren jedoch die verschiedenen therapeutischen Maßnahmen, bei denen die Chemotherapie nach wie vor viele Möglichkeiten bietet. Die Medikamente der Chemotherapie – die Zytostatika – verhindern meist die gehäuften Zellteilungen, indem sie die DNA der Krebszellen verändern und so funktionslos machen oder Enzyme hemmen. Einige verhindern sogar, dass der Tumor sich an die Blutgefäße anzapft, um seine eigene Versorgung zu sichern.
Das neue Wundermittel gegen Krebs ist jedoch die Therapie mit Antikörpern. Besonders interessant sind die Antikörper, die an Krebszellen andocken und dadurch den komplizierten Mechanismus der Regulation von Zellteilungen unterbrechen. Dabei „locken“ sie außerdem Immunzellen an, die dann Tumorzellen angreifen. Gerade werden Antikörper entwickelt, die zusätzlich ein Zytostatikum Huckepack tragen und es in die Tumorzelle einschleusen. Dies bringt den enormen Vorteil, dass nur die schädlichen Tumorzellen angegriffen werden und nicht, wie bei einer Chemotherapie, alle Zellen im Körper, da die Zytostatika ins Blut verabreicht werden. So können auch die gravierenden Nebenwirkungen der Chemotherapie minimiert werden.
Da Krebszellen das eigene Immunsystem täuschen und für dieses unsichtbar werden, gibt es auch die Möglichkeit durch die Immuntherapie das körpereigene Immunsystem wieder auf die Krebszellen aufmerksam zu machen. Dann wird der Tumor als körperfremd erkannt und bekämpft.
Der Höhepunkt in der Forschung ist jedoch die Möglichkeit einer personalisierten Therapie: Hierbei werden einem Patienten eigene Immunzellen entnommen und diesen ein Gen eingebaut, das mit dem Computer designt wurde. Mit diesem Gen können die Immunzellen Rezeptoren gegen die entsprechenden im Körper vorhandenen Krebszellen bilden. Sobald diese Immunzellen wieder im Körper sind, geht der Kampf los!
Leider funktioniert jede Therapieform bei verschiedenen Menschen unterschiedlich gut. Warum das so ist, ist bisher noch nicht ganz klar. Bleibt zu hoffen, dass die Krebsforschung weiterhin gut voranschreitet und die Diagnose Krebs bald nicht mehr ein Todesurteil darstellen muss!
Das W-Seminar bedankt sich bei Herrn Prof. Dr. Hildebrand für die tollen Einblicke, die Zeit und die sympathische Art, mit der uns all dies erklärt hat. Es war wirklich beeindruckend und kurzweilig!
I. Knoth